Paul Hindemith, geboren 1895 in Hanau, zählt zu den einflussreichsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Mit seinen provokativ neuen Klängen schockierte er in seinen frühen Jahren das klassische Konzertpublikum und erwarb sich den Ruf eines „Bürgerschrecks“. Seine Karriere war von Widersprüchen und Paradoxien geprägt, insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus, als seine Werke als „kulturbolschewistisch“ diffamiert und verboten wurden. Hindemith reagierte mit Emigration, zunächst in die Schweiz, später in die USA. Dort entwickelte er einen neoklassizistischen Stil, der sich intensiv mit klassischen Formen wie Sinfonie, Sonate und Fuge auseinandersetzte. Hindemith war nicht nur ein brillanter Komponist, sondern auch ein herausragender Bratschist, Geiger, Lehrer und Dirigent. Als Musiktheoretiker verfasste er bedeutende Werke zur Ästhetik und Kompositionslehre, darunter die „Unterweisung im Tonsatz“. Seine theoretischen Schriften und Kompositionen spiegeln seine Überzeugung wider, dass die Beherrschung der kompositorischen Technik und die Auseinandersetzung mit sozialen Herausforderungen essenziell für jeden Komponisten sind. Hindemiths Musik, die sich sowohl von der traditionellen Dur-Moll-Tonalität als auch von der zwölftönigen Atonalität Schönbergs abgrenzt, bleibt bis heute von großer Bedeutung und beeinflusst die Avantgarde nachhaltig.